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Ecuador

 

22.06.2012: Huaraz (Peru)

 

Nach über zwei Monaten in Ecuador haben wir das erste – und kleinste – Land unserer Reise verlassen. Ein Land, das uns mit seiner Vielfalt vollkommen überrascht und begeistert hat, dessen krasses Armutsgefälle und die nebeneinander existierenden und sehr unterschiedlichen Lebensweisen in den Städten und auf dem Land uns aber auch nachdenklich gemacht haben.

 

Neben den aufregenden Erfahrungen im Dschungel und den ebenfalls tierischen Eindrücken auf den Galapagos-Inseln haben wir hier vor allem die Berge genossen – zuletzt z.B. bei Wanderungen am Fuße des Chimborazo, dem höchsten Berg Ecuadors, der sich jeden Tag neu präsentierte und uns staunen ließ.

 

Der Chimboraz. Höchster Berg Ecuadors mit 6.310m.

 

Alpacas mit ihren Hirten

 

Frische Kokosnuss auf einem Markt in Riobamba

 

Wieder zusammen mit Katharina haben wir dann den „Camino del Inka“, eine Drei-Tages-Wanderung mit voller Camping-Ausrüstung,  in Angriff genommen.  Die Wanderung fand in Höhen zwischen 3.500m und 4.500m üNN statt.

 

Beim Start in Achupallas

 

 

Wanderung durch typische Paramo-Landschaft

 

 

Zeltplatz an einer Lagune

 

Während der (sehr kurzen) Dämmerung haben wir das Wort „Temperatursturz“ in einer ganz neuen Bedeutung kennengelernt.

 

"Kalte Küche"

 

Auch Frühstücken bei ca. 0°C und mindestens drei Schichten Klamotten ist uns jetzt nicht mehr fremd.

 

"Kaltes Esszimmer"

 

Ziel der Wanderung war „Ingapirca“, die bedeutendste archäologische Ausgrabung aus der Inka-Zeit in Ecuador.

 

Ingapirca

 

Zum Abschluss haben wir noch einige Tage in Cuenca verbracht und neben einer Wanderung im Cajas Nationalpark dort auch Lisa’s Geburtstag gefeiert.

 

Cajas Nationalpark

 

Mit vielen Eindrücken und 1775 Fotos im Gepäck (die eine erste Grobsortierung überstanden haben) haben wir nun Ecuador in Richtung Peru verlassen.

 

Liebe Grüße, Lisa und Aumi.

 

 

04.06.2012: Quito (mal wieder, aber diesmal nur zum Ausruhen)

 

In Banos haben wir uns als AAT-(Leitungs-)Team nach möglichen Funsport-Angeboten für die Zukunft umgeschaut und uns im Rafting und im Canyoning probiert.

Wildwasserfahren im Schlauchboot war ein grandioser Spaß und trotz einiger ungeplanter Raus-Flüge aus dem Boot haben wir den Rückweg immer wieder gefunden. Das Canyoning war auch nett, aber etwas weniger aufregend und mit viel Sicherheitstechnik verbunden. Wenn man sich dann, wie Lisa, außerhalb der aufregenden Stellen auf den A…. packt, helfen allerdings weder der Helm noch das Sicherungsseil. Naja, die Schmerzen sind schon fast weg… 

 

Rafting

 

Canyoning: Lisa

 

Canyoning: Aumi

 

Eine unerwartete und sehr schöne Überraschung war dann das zufällige Zusammentreffen mit Marlene und Georg aus Österreich, die wir schon in Quito kennengelernt hatten. Gemeinsam haben wir uns Fahrräder ausgeliehen und sind einen Tag lang durch schönes und schlechtes Wetter bergabwärts gefahren. Zur Mittagspause wollten wir in einem der vielen Fischrestaurants essen. Das wäre auch kein Problem, so der Kellner, wir müssten den Fisch nur eben vorher fangen. Aha… Aumi mit seinem Anglerglück hatte natürlich sofort eine Forelle an der Angel, Georg, Marlene und Lisa standen nach einer halben Stunde mittlerweile ziemlich hungrig und gelangweilt am Teich. Irgendwann hatte der Besitzer Erbarmen und hat mit dem Kescher nachgeholfen. So gestärkt waren wir dann am Ende doch zufrieden.

 

Beim Trucha-Angeln (Forellen) 

 

Nach einigen schönen gemeinsamen Tagen und Abenden in Banos haben wir uns dann aufgemacht zurück in den Norden des Landes, in den Dschungel. Bei einer viertägigen, vollorganisierten Tour in einer Urwald-Lodge im Cuyabeno Nationalpark, weit entfernt vom nächsten Ort, wollten wir den tropischen Regenwald kennenlernen. Versprochen wurden Delfine, Vogelspinnen (und andere Spinnen dieser Größe und Behaarung), Kaimane, Anakondas, Boas, verschiedenste Vögel (u.a. Tukane und Papageien), Affen… Irgendwie fand ich, das klingt gut. Einen Großteil dieser Tiere haben wir auch tatsächlich schon auf der Hinfahrt mit dem Boot schon gesehen.

 

Bootsfahrt zur Samona Lodge im Cuyabeno Nationalpark

 

Um es vorab zu sagen: Die Tour war toll gemacht, unser Guide war sehr kompetent und freundlich, kein „Animateur“ oder so. Und die Erfahrung war auch… „interessant“. Aber dass mir (Lisa) der Dschungel und vor allem die Dunkelheit so viel ausmachen würde, dass ich nur mit Taschenlampe in der Brusttasche schlafe – wenn ich denn schlafe – das hat mich überrascht. Aber mal von Anfang an:

Schon bei der Anfahrt wurde uns klar, dass wir in diesen Tagen unserem Guide auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sein würden: Zwei Stunden mit dem Bus und dann noch mal zwei Stunden mit einem kleinen Boot über einen Fluss durch den Regenwald, bis wir endlich wieder Menschen sahen. Wir kamen in einer „Lodge“ unter – hört sich geil an, oder? Es handelt sich dabei um kleine Holzhütten auf Stelzen, die in einem Kreis angeordnet sind. Kein Strom und mit großen Löchern nach draußen (das wird später noch wichtig). Essen um 8, 13 und 20 Uhr. Dazwischen die Ausflüge. Alleine kann man die Lodge nicht verlassen. Irgendwie war das allein schon gruselig.

 

Samona Lodge

 

Nach unserer Ankunft dann der erste Programmpunkt: Schwimmen im Sonnenuntergang in der Laguna Grande – hier weitet sich der Fluss zu einem See, von dem aus wieder kleine Flüsschen abgehen. Eine traumhafte Gegend, nicht nur im Sonnenuntergang.

 

Schwimen in der Laguna Grande

 

Verunsichert waren wir davon, dass wir wussten: In exakt diesem Wasser, nur am Rand und in den Seitenarmen, werden wir direkt nach dem Schwimmen auch nach Kaimanen suchen (und welche finden, nur wenige Meter vom Boot entfernt!) und morgen werden wir hier nach Piranhas fischen (und Aumi wird auch welche fangen!). Aber: Augen zu und rein!

Nach dem Abendessen auf dem Weg ins Bett dann der nächste Schock: Eine Vogelspinne am Handlauf des Stegs, der von der Küchen-Lodge zu unserer Schlaf-Lodge führt.

 

Vogelspinne

 

Ab da war es bei mir vorbei. Ich habe beschlossen, dass ich das Zimmer mit meiner Taschenlampe besser nicht genauer nach ähnlichen Tieren durchsuche. Also: Moskitonetz drüber und gut. Wir sollten in den nächsten Nächten nur sehr schlecht schlafen. Hier ein Beweis – die personifizierte Angst (oder „Ekel“ ist eigentlich das bessere Wort, Angst war es nicht).

 

Sleep with one eye open, gripping your pillow tight. (…)

Hush little baby, don’t say a word, never mind that noise you heard.

It’s just the beast under your bed, in your closet, in your head!”

 

Die Unruhe legte sich durch die am nächsten Tag folgende Wanderung nicht wirklich. Der Hinweis unseres Guides, nichts anzufassen, ohne vorher genau zu gucken, ob Tiere drauf sind, einige Ameisen und Raupen hier seien gefährlich für den Menschen, war gar nicht so leicht zu befolgen, wenn einfach überall Bäume sind, an denen man sich zwangsläufig schubbert!

Aber die Bullet Ants (riesige, gefährliche Ameisen) und der Pfeilgiftfrosch, der giftigste Frosch der Welt, saßen dann doch etwas abseits des Wanderweges und der Frosch zum Beispiel muss auch erst „bearbeitet“ werden, um gefährlich zu werden. Beeindruckend an dieser Wanderung war die Luftfeuchtigkeit: Die hatten wir bis dahin noch nicht so wahrgenommen, aber bei diesem zweistündigen Spaziergang blieb nichts und niemand trocken.

 

Jane

 

Am Nachmittag war dann Fischen angesagt. Aber nicht so locker am Forellen-Teich wie in Banos, nein. Diesmal war der Fisch zwar kleiner, aber mit scharfen Zähnen: Piranhas. Durch die Lagune und ab ins nächste Gebüsch, Fleisch und Angeln raus und sofort bissen die Viecher an. Das heißt, sie haben das Fleisch von der Angel genagt, ehe man überhaupt reagieren und ziehen konnte. Uns wurde aber versichert, dass ein eventuelles Kentern des Bootes nicht gefährlich sei. Dass die Fische uns dann abnagen würden, seien Legenden. Mhm.
Irgendwann hatte Aumi dann die Nase vorn und hat gleich zwei Prachtexemplare gefangen:

 

Petri Heil

 

Piranha

 

Nach Einbruch der Dunkelheit um 18 Uhr stand dann der blanke Horror bevor: Eine Nachtwanderung!!! Wir haben beschlossen, dass Iron Maidens „Fear of the Dark“ der Soundtrack zur Dschungeltour werden könnte: „I have the constant fear that something’s always near“. Oder, wie es eine andere Mitreisende als Antwort auf das aufrichtige Lob formulierte, dass sie den Mut hat, alleine in einem Zimmer zu schlafen: „You know, I’m sure I’m not alone. It’s more like a dormitory!“

Und die Bedenken waren berechtigt: Wir waren noch keine 10 Meter gelaufen, da fand unser Guide schon die größte Spinne des Regenwaldes, ich weiß nicht mehr, wie sie hieß, aber sie hatte eine beeindruckende Frisur (sehr behaart). Im weiteren Verlauf machte er uns aufmerksam, darauf zu achten, nicht so viele Bäume und Blätter anzuschubsen, man wisse nie, was von oben in die Kapuze des Regenponchos falle. Hm. Nicht denken, weitergehen, Kapuze aufsetzen und alles fest zuziehen.

 

Nachtwanderung im Dschungel

 

Beim Abendessen dann die Frage: Wie gefährlich sind Vogelspinnen (das Exemplar am Handlauf war immer noch da, auch die Neuankömmlinge in der Lodge waren beunruhigt). Die Antwort: Ungefährlich. Im Regenwald in Ecuador gebe es eigentlich nur eine Spinne, die wirklich gefährlich werden könnte, die „Banana Spider“. Aber die sei sehr selten, wir sollten uns keine Sorgen machen.

Am nächsten Tag bin ich schon mit guter Laune aufgestanden („nur noch einmal schlafen!“), Programmpunkt „Indianerdorf“ stand auf dem Zettel. Das Dorf lag weitere zwei Stunden mit dem Boot im Regenwald. Nach kurzer Zeit sagte jemand im Boot zum Guide: „Ich glaube, ich brauche hier Hilfe, da kriecht eine riesige Spinne auf meinem Poncho rum“. Der Guide lacht ein bisschen, klettert die Bootsreihen nach hinten, schreckt ein wenig zurück und sagt: „Das ist tatsächlich eine Banana Spider.“ Alle im Boot haben ihr Entsetzen noch 10 Sekunden aufgeschoben und die Kamera rausgeholt, um das aggressive Tier noch schnell zu fotografieren, bevor unser Guide es mit größter Vorsicht aus dem Boot hat verschwinden lassen (das Viech kann auch noch schwimmen!!!).

Neben dem Backen des traditionellen Yucca-Brotes stand dann noch der Besuch bei einem echten Schamanen an, einem Heiler oder Medizinmann der Indianer. Er hat ein bisschen was darüber erzählt, wie man ein Schamane wird und wie er arbeitet – und dass er niemanden mit einer ernsten Erkrankung mit irgendwelchem Kram behandelt, sondern ihn in die nächste Stadt ins Krankenhaus schickt.
Zum Abschluss hat er noch eine spirituelle Säuberung angeboten, bei der er den Rücken mit irgendwelchen Pflanzen behandelt. Die Frauen der Gruppe haben das Angebot wegen der Bedingung, sich „obenrum frei zu machen" dankend abgelehnt. Als ich schon dachte, okay, keiner macht‘s, höre ich links von mir eine vertraute Stimme: „If nobody wants to – I can do it“. Aumi!!!! Ich konnt‘s nicht glauben. Schwupp, T-Shirt aus, los geht’s. 

 

Aumi beim Schamanen

 

Das Resultat

 

Tat aber nicht weh und ist auch alles abends wieder weg gewesen. War wohl etwas Ähnliches wie Brennnesseln.

Hinterher ging es dann wieder in die Lagune zum Schwimmen, danach wieder Kaimane finden.

 

Lagune

 

Baby Alligator

 

Am nächsten Tag war es dann vorbei. Wir sind froh, diese Erfahrung gemacht zu haben und den Regenwald mit seiner Artenvielfalt und seiner bedrohlichen Undurchdringlichkeit erlebt zu haben. Gleichzeitig sind wir froh, wieder unsere eigenen Entscheidungen treffen zu können und zu gehen, wohin wir wollen. Gestern war das Quito, wo wir heute unsere total stinkige, feuchte Wäsche haben waschen lassen und uns über Tarantel-freie Nächte freuen.

Morgen geht es dann wieder Richtung Süden, die nächsten Wanderungen warten.

 

Bis bald, Lisa und Daniel

 

 

26.05.2012: Baños

 

Abwechslungsreiche Wochen liegen seit unserem letzten Eintrag hinter uns.

 

Vom beschaulichen und entspannten Galapagos ging es ins doch recht kühle und vor allem große und laute Quito zurück. Von dort aus haben wir einen 2-tägigen Ausflug ins 2 Stunden nördlich gelegene Otavalo unternommen. Samstags findet hier traditionell ein sehr bekannter Markt der Otavalo-Indianer statt, die für ihre Webkunst bekannt sind. Die angebotenen Waren haben uns auch gut gefallen, allerdings haben wir uns gedacht, dass so ein Teppich oder eine Hängematte auf die Dauer im Rucksack doch etwas unhandlich sein könnte. (Ganz anders natürlich als Schmuck, Portemonnaies oder verschiedene Taschen. Die passen immer irgendwie.) Weitaus interessanter, weil unbekannter, erschien uns da der örtliche Lebensmittel-Markt, und hier vor allem die bunte Fleisch-Abteilung. Hühnchen, so weit das Auge reicht. 

 

Auf dem Lebensmittelmarkt in Otavalo 

 

Weitere Köstlichkeiten. Natürlich alles ungekühlt.

 

Magen

 

Zunge

 

So ähnlich stelle ich mir die ersten Seminare im Medizin-Studium vor. Ich (Lisa) jedenfalls, gebe mich jetzt wieder öfter als Vegetarierin aus.

Von Otavalo aus haben wir auch die ersten kleineren Spaziergänge und Wanderungen unternommen, unter anderem zum Meerschweinchen-See, der Laguna Cuicocha.

 

Am Wegesrand

 

Vuklan Imbabura

 

Laguna Cuicocha

 

Meerschweinchen haben wir aber keine gesehen, vielleicht wurden alle aufgegessen.

 

Mit dem Rückflug von Marc nach Deutschland haben wir uns dann von Quito verabschiedet und sind zunächst in Richtung Süden aufgebrochen. An der „Posada de Tigua“ haben wir uns mit Katharina verabredet, die wir gleich an unserem ersten Wochenende in Quito kennengelernt hatten. Von dort aus haben wir uns an den viertägigen „Quilotoa-Trek“ gewagt.

Anstrendende Tage lagen vor uns:

Wir sind endlos lange und steile Berge hinauf- und hinuntergewandert, ohne Rücksicht auf die geschundenen Füße (nur einmal mussten wir den Besitzer einer Camioneta (Pick-up-Taxi) um eine Unterbrechung seiner sonntäglichen Siesta bitten, um uns einen Kilometer weiter das Dorf runterzufahren zum nächsten Canyon.

Wir ...

 

... haben uns durch engste Felsen gequetscht, ...

 

 

 

... steile Berge erklommen, ...

 

 

... uns durch undurchdringliches Gestruepp gekaempft, ... 

 

... haben uralte Bruecken ueberquert, ...

 

 

... und Haengebruecken passiert, ...

 

deren „Geländer“ in der Mitte, der wackeligsten Stelle, erschreckend niedrig wurde.

 

An Stellen, an denen nur Baumstämme über den Fluss führten, haben wir (Lisa und Aumi) auf den Preis für das spektakulärste Balancieren verzichtet und die kalte und nasse Variante bevorzugt.

 

Keine Bruecke weit und breit.

 

Auf fast 4.000m ü.n.N. haben wir eiskalte Nächte ausgehalten. Der Ofen, der hier so einladend aussieht, hat wenig Wärme gespendet, dafür wurde uns der 5 Liter Benzinkanister bequem in Reichweite, keinen Meter weit neben dem Ofen, zum weiteren Anfeuern bereitgestellt. Wir haben dann europäische Vorsicht walten lassen und die explosive Mischung draußen vor unserer Hütte positioniert.

 

Hostalzimmer in Quilotoa auf 3.850hm

 

Aber die Strapazen haben sich gelohnt: Wir haben wunderbare Ausblicke genossen, uns ganz den verdienten Pausen hingegeben und neue (tierische) Freundschaften geschlossen: Ein Prachtexemplar eines Flöhe- und Würmer-übertragenden Hundes ist uns am dritten Tag treu fast von Beginn unserer Wanderung an gefolgt. Auch der wiederholte Versuch, ihn durch ein scharf formuliertes  „Andatè!!!“ (span.: „Verschwinde!“) zur Umkehr zu bewegen, scheiterte bis zum Schluss. Da es unseren neuen Begleiter offensichtlich gefiel, angeschnauzt zu werden, haben wir ihm den Gefallen getan und ihn „Andatè!“ getauft.

 

Kratersee - Laguna Quilotoa

 

Unser Begleiter Andate

 

Mittagspause

 

Immer wieder tolle Ausblicke

 

Nach den vier anstrengenden Wandertagen sind wir dann nach Papallacta gefahren. Eine kleine Zusammenfassung der ca. dreieinhalbstündigen Busfahrt: Während wir uns auf einer der landschaftlich schönsten Strecken der Welt befanden, mit Blick auf die schneebedeckten Vulkane Cotopaxi und Antisana, wurden diese Eindrücke in Stereo durch zwei echte Schmuckstücke US-amerikanischer Filmkunst untermalt:

Rambo II und III. Kein Witz.

 

Beim Aufenthalt in den vulkanisch beheiztenThermen von Papallacta, ohne Sly, dafür mit Blick in die perfekte Bergkulisse, haben wir unsere müden Knochen und Muskeln für die Wandertage belohnt und sie zur Weiterfahrt nach Baños ermutigt, wo wir uns mittlerweile befinden. Aber davon berichten wir beim naechsten mal.

 

In den Thermalbaedern 

 

09.05.2012: Galapagos

 

Die Ankunft von Marc läutete langsam die erste Veränderung unseres Standortes ein. Aber zuerst musste sein Urlaubsbeginn natürlich ordentlich gefeiert werden. Wie passend, dass genau am Tag seiner Anreise eine Geburtstagsparty im Hostal stattfand, in die wir einstimmen durften. Diese Party entwickelte sich im Laufe des Abends zu einer geradezu legendären Veranstaltung, an der kein Bewohner des Hauses (inklusive Hostal-Wirt alias Bruder der Chefin) vorbeikam. Wer nicht mitfeierte, hatte Pech, denn die Party war laut und lange. Wir haben die Biervorräte des Hostals geleert, mehrere Flaschen Rum und irgendwas anderes aus Kolumbien weggetrunken und in einem wilden Mix aus englisch, spanisch, deutsch und frei erfundenen Gebärden („use your bodylanguage“) kommuniziert. Absolut großartig.

 

Willkommensparty im Hostal 

 

Marc hat sich trotz am Ende fast 48 Stunden ohne Schlaf hervorragend gehalten und war sogar am nächsten Morgen wieder so früh wach, dass  wir einen ausgedehnten Spaziergang durch die historische Altstadt machen konnten.

Einen Tag später ging es dann schon wieder ins Flugzeug und ab nach Galapagos. Sechs Nächte haben wir uns in einem Hostal auf der Insel Santa Cruz einquartiert, von wo aus wir in Tagesausflügen auch einige umliegende Inseln über- und unter-Wasser erkundet haben.

 

Endlich warm: Ankunft auf Galapagos

 

Nach den Wochen im doch immer wieder sehr kühlen Quito haben wir die Hitze auf den Inseln sehr genossen und auch ein bisschen davon in Form von Sonnenbrand mitgenommen.

Was wir auf den Inseln gesehen haben, war absolut unvergleichlich und kommt einer kindlichen Vorstellung vom Paradies ziemlich nahe. Leider hatten wir keine Unterwasserkamera, weshalb ihr uns einfach glauben müsst, dass wir mit Seelöwen, Meeresschildkröten und Adlerrochen geschnorchelt sind, für die Aussichten außerhalb des Wassers haben wir Beweise, die auch weitere Worte vollkommen unnötig machen.

 

Strand auf der Insel Isabela

 

Straßenszene in Puerto Ayora

 

Pelikan auf frisch gefangenem Hai

 

Ungewöhnlicher Banknachbar

 

Thunfisch

 

Fischmarkt

 

Blaufußtölpel (blue-footed boobies)

 

Meerechsen

 

Galapagos Riesenschildkröte

 

Pause auf der Insel San Christobal

 

Voll-Bubu

 

Vulkanbesteigung auf der Insel Santa Cruz

 

 

30.04.2012: Quito

  

So, Schule ist vorbei. Unsere Köpfe sind mehr oder weniger gefüllt mit spanischen Vokabeln und Grammatik. Jetzt müssen wir das ganze erst mal sacken lassen und anwenden. Mal sehen, wie uns das gelingt.

 

Unsere Schule

 

Die Schule war eine tolle Erfahrung. Die nette Lehrerin hat uns neben der spanischen Sprache auch eine Menge über Quito und Ecuador erzählt. Wir sind auch mit der gesamten Schule (drei Schülerinnen, ein Aumi, zwei Lehrerinnen!) auf einem Markt gewesen und haben tropische Früchte eingekauft, die wir dann in der Schulküche zubereitet haben.

 

Obststand in einer Mrkthalle in Quito

 

Auf dem Markt gab es dann auch ein leckeres Mittagessen aus der Plastiktüte. Lecker. Wirklich. Ohne die Aufmunterung unserer Lehrerin wären wir wohl nie auf die Idee gekommen, so etwas zu kaufen.

 

Mittagessen

 

Zwischendurch haben wir noch mit den anderen beiden Schülerinnen einen Ausflug zum „mitad del mundo“, also zum Äquator, gemacht. Nach einem obligatorischen Foto vor dem offiziellen, aber wenig aufregenden Denkmal haben wir dann noch das Inti-Nan Museum besucht, in dem u.a. um die Geschichte der ecuadorianischen Ureinwohner ging, aber auch um die Stämme in Dschungel, die bis heute größtenteils abgeschottet vom Rest der Welt leben. Darüber hinaus gab es viele Versuche, mit denen man sich die Wirkung der Erdanziehung nördlich und südlich des Äquators vor Augen führen konnte. Hier hat es Lisa auch geschafft, direkt auf der Äquatorlinie ein rohes Ei auf einen Nagel zu stellen. Das soll an genau dieser Stelle einfacher sein als irgendwo sonst auf der Welt. Wirklich beurteilen können wir es aber nicht, da wir diesem Hobby in unserer Freizeit bislang noch nicht sehr intensiv nachgegangen sind.

  

Auf dem Äquator

 

Aber das alles war plötzlich gefühlt absoluter Kinderkram im Vergleich zu dem, was wir heute erlebt haben: Im Rahmen einer geführten Tour sind wir zum Cotopaxi gefahren, dem zweithöchsten aktiven Vulkan der Welt: 5.897m. Hin ging es über die „Straße der Vulkane“, die ihrem Namen alle Ehre macht: Egal, in welche Richtung wir während der Fahrt den Kopf gehalten haben: Überall Vulkane. Als hätte jemand bei der Verteilung von Vulkanvorkommen auf der Erde an dieser Stelle versehentlich gepennt. Und der Cotopaxi ist wirklich wunderschön: Schneebedeckt und konisch – ganz ohne ausgefransten Krater. In etwa so, wie man als Kind einen Berg gemalt hat. Oder wie Lisa ihn gemalt hätte, wenn Feinmotorik und künstlerisches know –how es zugelassen hätten.

Mit dem Kleinbus haben wir uns langsam auf 4.500m hochgearbeitet, ohne dabei selbst ins Schwitzen zu kommen. Danach mussten zunächst süße 300 Höhenmeter bis zu einer kleinen Hütte zu Fuß überwunden werden. Man konnte das Häuschen von Anfang an sehen, der Weg war bezogen auf die Länge ein Witz und auch ganz einfach zu gehen – aber einfach wahnsinnig steil und noch dazu in diesen Höhen: Das war kein Kinderspiel.

Erstaunlicherweise waren die restlichen 200m nach der Hütte dann wesentlich einfacher und ohne viel Mühe hatten wir plötzlich die unfassbare Höhe von 5.000m erreicht – die Gletschergrenze.

Hier haben wir uns ein wenig aufgehalten, schöne Fotos gemacht und gegen die Langeweile Star Wars gespielt.

 

Am Gletscherrand 

  

Auf dem Gletscher

 

May the Force be with you.

 

Dann ging es zurück zum Bus und von da aus auf Mountainbikes weitere 1.000m runter, auf einer Gesamtstrecke von 9km. Geschwindigkeitsrekorde waren auf der buckeligen Strecke mit den nur wenig gefederten Rädern nicht zu brechen – jedenfalls haben wir es nicht darauf angelegt. Schnell waren wir dennoch und man könnte von so etwas wie einem Geschwindigkeitsrausch sprechen – vor Adrenalin wird Lisa jedenfalls heute Abend nur schlecht schlafen können.

Die restlichen 3km bis zum Treffpunkt mit dem Bus waren auf gerader Strecke zu überwinden. Allerdings mit Gegenwind und bei immer noch respektabler Höhenluft: Also: sehr anstrengend. Hier wurde deutlich, wer die wirklichen guten Fahrer sind und AAT ist sehr stolz zu verkünden, dass das Kernteam unseres Vereines Platz Zwei (Aumi) und Drei (Lisa) der Gesamtwertung holen konnten! Platz 1 ging an den Tourguide, der nicht überholt werden durfte („the only but most important rule“) (eigentlich, wenn man so drüber nachdenkt: Doofe Regel beim Sport, oder?). Die unwichtigen Plätze gingen an die weiteren drei Mitfahrer. Anstandsapplaus bitte hier.

Übrigens: Den Schönheitsrekord der Frauen konnte AAT leider nicht für sich gewinnen – Helm und Sonnenbrille sehen einfach so was von blöd aus…

 

Lisa beim Kampf um das rosa Trikot

 

Beim nächsten Mal wird sich das AAT- Beauty-Team aber darauf einstellen und gewisse vorbereitende Maßnahmen treffen, damit auch das rosa Trikot der Damen in Zukunft die Wände der AAT-Zentrale schmücken kann. Dazu die Fahrerin des AAT-Teams:

„Für mich persönliche war an dieser Niederlage natürlich besonders belastend, dass es gar keine weitere weibliche Konkurrentin beim Kampf um das rosa Trikot gab. Da muss ich einfach gestehen, eine schlechte Leistung gebracht zu haben. Aber wir müssen jetzt nach Vorne schauen: Mit dem gesamten Team habe ich jetzt die Möglichkeit, aus diesen Fehlern für das nächste Rennen zu lernen und es besser zu machen.“

 

Durch die üblichen Sintfluten am Nachmittag und über überschwemmte Straßen ging es dann bei lauter karibischer Musik zurück nach Quito. Dort haben wir uns Staub, Fliegen und Mücken vom adrenalingeschwängerten Dauergrinsen im Gesicht gewischt und freuen uns jetzt auf morgen: Dann kommt uns Marc besuchen und gemeinsam fliegen wir am Donnerstag auf die Galapagos-Inseln.

 

Liebe Grüße, Lisa & Aumi.

 

 

21.04.2012: Quito

  

Nachdem der Jetlag auskuriert war, haben wir Teile von Quito erkundet: Wir sind durch die Stadt geschlendert und haben uns bei einer Wanderung auf dem Hausberg von Quito, dem Pichincha, einen Überblick verschafft. Darüber hinaus haben wir erste typische Spezialitäten (z.B. salzige Bananenchips, schmeckt ein bisschen wie Kartoffelchips oder Pommes, sogenannte „Chifles“) probiert. Ungewöhnlich, aber sehr lecker. Bananen scheinen übrigens Bestandteil von fast jeder ecuadorianischen Mahlzeit zu sein – sogar in die Suppe haben sie es geschafft. Noch ungewöhnlicher als die gesalzene und frittierte Variante – aber auch wieder: Sehr lecker. Meerschweinchen waren noch nicht Teil unserer Nahrungskette.  

 

Blick auf Quito vom Pichincha

 

Quito präsentiert sich als ziemlich laute und geschäftige Metropole mit einer sehr schönen Altstadt. Die Stadt liegt auf 2.850 Metern über Meeresniveau, das heißt, die Luft hier ist ziemlich dünn. Das merkt man schon bei einem ruhigen Stadtrundgang: Mit Unterhaltungen haben wir uns anfangs eher zurückgehalten, so ließ sich die Schnappatmung besser überspielen.

 

Abendstimmung in Quito

 

Seit einer Woche sind wir wieder Schüler und lernen vormittags hochkonzentriert Spanisch. Zwischendurch mal kurz träumen, mit dem Handy daddeln oder spaßeshalber schon mal über das Mittagessen nachdenken – undenkbar! Wir sind nämlich die einzigen Schüler in der Klasse. Grammatik und Vokabeln werden uns in einer ungeheuren Geschwindigkeit nähergebracht und wir haben nachmittags und abends viel zu tun, um das alles irgendwo in unseren Köpfen zu verankern. Dummerweise ist da viel Platz für relativ unbedeutende Wörter wie „Regenbogen“ oder „Hähnchenschenkel“, obwohl viele von euch das bestimmt für eine der wichtigsten Vokabeln überhaupt halten, die man am besten in mindestens 5 Sprachen beherrschen sollte.

 

Lisa macht Hausaufgaben

 

In der freien Zeit sind wir sehr mutig und versuchen, das Gelernte anzuwenden. So ist Aumi zum ersten Mal seit über 10 Jahren wieder zu einem Friseur gegangen und hat seine Wunschfrisur in Spanisch formuliert (todos 8 milimetros). Trotz der neu erworbenen Sprachkenntnisse war es der hiesigen Friseurin aber schwer zu vermitteln, dass die Haarpracht komplett auf 8mm reduziert werden sollte. Sie hätte gerne für einen richtigen Schnitt gesorgt, das konnten wir aber noch verhindern. Etwas verunsichert hat sie während des Schneidens immer mal wieder Kontakt zu mir (Lisa) statt zu Aumi aufgenommen, um zu fragen, ob wir uns das wirklich so vorstellt haben: Ja, alles super. Anschließend wollte sie ihm noch den Bart abnehmen, aber auch das konnten wir gerade noch verhindern.

 

Aumi beim Friseur

 

Wir haben beschlossen, noch eine Woche Sprachschule dranzuhängen, zum Wandern ist das Wetter nämlich gerade noch nicht so geeignet. Es ist Regenzeit.  

 

Viele Grüße, Lisa & Aumi.

 

13.04.2012: Ankunft

 

Vor dem Flughafen

 

Am Flughafen in Quito angekommen, haben wir uns sofort ein Taxi zum Hostel genommen, um möglichst schnell die Thrombose-gefährdeten Waden in die Waagerechte zu bringen. Dort haben wir einen unglaublichen Zwölf- Stunden-Schlaf hingelegt, eventuelle Rückenschmerzen ließen sich wunderbar ignorieren.

 

Unser Hostal